Neues Projekt bringt Ehrenamtler und frischgebackene Eltern zusammen – Frühe Hilfen
Kreis Altenkirchen. Wenn ein Baby geboren wird, ist das in jeder Hinsicht ein lebensveränderndes Ereignis. In der Freude, das Staunen, das unbändige Glück mischen sich aber auch manchmal dunkle Wolken, wenn man feststellt, dass man noch so viele Bücher gelesen, sich noch so gut vorbereitet haben kann und sich trotzdem hilflos und überfordert fühlt. Gut, wenn man ein starkes soziales Netz hat, Eltern, Großeltern, Geschwister, die hier helfen und zur Hand gehen.
Doch was tun, wenn man allein ist? Wenn man zu weit weg wohnt, um die Hilfe der Familie oder von engen Freunden einzufordern? Diese Lücke soll jetzt auch im Kreis Altenkirchen das Projekt „Wellcome“ (vom englischen „well“ für gut abgeleitet) füllen. Das primärpräventive Angebot ist eine Art moderne Nachbarschaftshilfe, bei der Ehrenamtliche und junge Eltern zusammengebracht werden, um vor allem die frischgebackenen Mütter zu entlasten. Dabei spielt weder das Einkommen noch der soziale Hintergrund eine Rolle. Auch ist es egal, ob es schon Geschwisterkinder im Haushalt gibt, denn diese Hilfe können alle Frauen nach der Geburt gut gebrauchen. Der Deutsche Kinderschutzbund, Kreisverband Altenkirchen, wurde vom Jugendamt des Kreises beauftragt, Wellcome im Rahmen des Ausbaus der Präventionskette im Bereich der Frühen Hilfen durchzuführen. Da der Schwerpunkt der Angebote des Deutschen Kinderschutzbundes Altenkirchen bereits in diesem Bereich liegt, sei Wellcome eine wichtige Ergänzung, heißt es in einer Pressemitteilung.
Im Vordergrund der Hilfe steht die Entlastung der Mutter durch Ehrenamtliche, wobei diese sich in allererster Linie um das Baby kümmern soll, damit die junge Mutter wieder etwas „Luft zum Atmen“ hat, beziehungsweise Zeit, um sich um andere Dinge zu kümmern. Die „Wellcome-Engel“, wie die Ehrenamtlichen genannt werden (und auch das Logo des Projekts zieren) stehen den Familien in der Regel an ein bis zwei Tagen die Woche für mehrere Stunden zur Verfügung. Die Kosten sind überschaubar: 10 Euro für die Vermittlung und bis zu 5 Euro die Stunde für den häuslichen Einsatz, wobei auf der Homepage beteuert wird, dass mangelndes Geld keine Hürde sei. Wellcome wurde 2002 von der Sozialpädagogin Rose Volz-Schmidt in Hamburg gegründet. Sie entwickelte das Konzept der praktischen Hilfe für Familien nach der Geburt durch Ehrenamtliche aufgrund eigener Erfahrungen, wie sie in der Altenkirchener Stadthalle bei der Gründungsveranstaltung verriet. Zunächst setzte Volz-Schmidt ihr Konzept in den Familienbildungsstätten um, deren Leiterin sie war. Das innovative Angebot erweckte in der Region und bald auch überregional Interesse weiterer Träger, sodass die Idee der Verbreitung nahelag. Mittlerweile ist Wellcome in vielen Bundesländern Teil der Präventionskette, allein im vergangenen Jahr wurden über 4200 Familien von rund 4000 aktiven Ehrenamtlichen nach der Geburt entlastet, über 700 Kinder konnten von Spendenfonds für Familien in Not profitieren, und mehr als 1000 Fragen von Hilfe suchenden Eltern wurden in der Online-Beratung auf der Seite ElternLeben.de beantwortet. Man sieht, dass Wellcome also auch in Corona-Zeiten die Eltern nicht allein lässt.
Zur feierlichen Standorteröffnung in der Kreisstadt waren neben Joachim Türk vom Bundesvorstand des Kinderschutzbundes und Gründerin Rose Volz-Schmidt auch Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt, der Kreisbeigeordnete Klaus Schneider sowie die Mainzer Familienministerin Anne Spiegel gekommen, die in Rheinland-Pfalz die Schirmherrschaft für Wellcome übernommen hat. Alle begrüßten das neue Angebot und lobten den Zusammenschluss von Kinderschutzbund und Wellcome, die nun im Schulterschluss mit dem Jugendamt und anderen Einrichtungen kreisweit ein sicheres Netz an Beratung und Hilfen rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt und Erziehung gewoben haben. Beate Saddeler-Hassel vom Kinderschutzbund Altenkirchen freute sich ebenfalls über das neue, unbürokratische Angebot, welches sofortige Hilfe verspricht. Bericht: Rhein-Zeitung
Ilka Brec, Rose Volz-Schmidt (beide Projekt Wellcome), Beate Saddeler-Hassel (Kinderschutzbund), Kreisbeigeordneter Klaus Schneider, Joachim Türk (Deutscher Kinderschutzbund) und Ministerin Anne Spiegel (von links) feierten die Eröffnung des neuen Wellcome-Standorts im Kreis. Foto: Sonja Roos